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05/10/2015

Vergesst den alten Meister nicht!

Eine Motorradmanufaktur in den Wirren der Zeit. So lautete einst der Titel eines Buches über die älteste noch existierende Motorrad Fabrik Deutschlands.

Mitten im ehemaligen Herzen des Ruhrgebiets, oder genauer am Rande gelegen, wurden an der Kölner Straße in Breitscheid seit 1921 Motorräder gebaut.

Der junge begabte Handwerker August Wurring startete seine Karriere in ungünstiger Zeit.

Es schlug zwar noch, das stählerne Herz des Ruhrgebietes, aber die Zeiten unmittelbar nach dem verlorenen ersten Weltkrieg waren geprägt von Entbehrung, Arbeitslosig- und auch Hoffnungslosigkeit. Astronomische Reparationsforderungen der Alliierten sorgten für Steckrübenwinter und Armut. Dennoch mussten die, die den Krieg überlebten ,auch in der Lage sein , längere Wege zur Arbeitssuche in Kauf zu nehmen.

So startete August auch mit einem für die damalige Zeit bezahlbaren, getriebelosem Leichtmotorrad. Es hatte natürlich schon den für Wurring typischen geschweißten Rahmen (alle AWD Rahmen hatten lebenslange Garantie !) , eine Wanderer Systemgabel von den Köln Lindenthaler Metallwerken und einen Einbau Motor von DKW mit 142 Kubik.

Wurrings Fähigkeiten blieben auch durch seine Rennaktivitäten nicht unbeachtet und und so traf man Ihn oft auf den Rennveranstaltungen an, die er natürlich mit eigenen Maschinen bestritt. Einer seiner Zeitgenossen war der Kölner Adolf Esch, der seine eigenen Maschinen unter ähnlichen Umständen auf den Markt brachte. Die beiden verband eine Lebenslange Freundschaft. “Ich holte Adolf in der Kölner Südstadt ab und wir fuhren zusammen in die Eifel, z.b. zum Eröffnungsrennen des Nürburg Ringes an dem wir teilnahmen. Geschlafen haben wir beim Bauern in der Scheune, ein Hotel konnten wir uns nicht leisten….” (August Wurring)

AWD bestach durch außergewöhnliche Konstruktionen und ging auch wie Esch auf jeden Kundenwunsch ein. Der Markt war hart umkämpft, manch ein Kunde kam mit einem Motor unter dem Arm und wollte ein Fahrwerk.

Irgendwann kam noch eine Tankstelle dazu in die Kölner Straße, denn man war ja ganz in der Nähe des Ausfluglokals “Krummen Weg” das seit der Jahrhundertwende ein Treffpunkt für die “Motorfahrer” war. Hier bestaunte auch der kleine August einst die ersten Kraftfahrzeuge der Region, die in dieser Zeit noch wohlhabend war. Wie für die meisten kleinen Motorradmanufakturen bedeutete das Importverbot der Nazis nach 1933 für die ausländischen Motore /Getriebe usw..auch für AWD einen herben Einschnitt ins Werkgeschehen.

Die deutschen Motorenhersteller Bark und Kühne waren überlastet und deren Motoren nicht immer leicht zu bekommen, so griff man auch auf Columbus (Horex) oder Belgische Sarolea Motore zurück. Der Zweite Weltkrieg endete für AWD als Instandsetzung für den Wehrmachtskraftfahrt Fuhrpark West.

Und dann der erneute harte Anfang und ständige Kampf ums Überleben der kleinen Firma Mitte /Ende der vierziger Jahre. Aber, das außergewöhnliche Geschick Wurrings, und der bestimmt auch oft aus der Not geborenene unkonventionelle Ideenreichtum rettete die Kleine Fabrik in die 50er Jahre. Es ging wieder aufwärts. Werksfahrer gewannen Bahnmeisterschaften, AWDs fuhren (und gewannen) Gespannrennen oder fuhren erfolgreich im Gelände! Alles mit Fahrwerken aus der AWD Fabrik! Die Rennfahrwerke hatten schon lange eine überregionale Bedeutung erlangt.Und eine neue Baureihe von Straßen-Motorrädern wurde erfolgreich auf den Markt gebracht. 1952 kamen 174 und 250er Zweitakter von ILO und später lieferte auch Sachs Motore an die Kölner Straße. Und auch noch in Zeiten Ende der Fünfziger Jahre, als es für viele Hersteller von Motorrädern schon “Feierabend” hieß.

Das es auch lange nach Augusts Tod an der Kölnerstraße noch nicht Feierabend ist liegt an Enkel Thomas v.d. Bey. Er und seine Familie hielten das Erbe des Großvaters in Ehren und retteten so ein frühes Überbleibsel der Deutschen Zweirad Industrie! Lange wurde dies kaum beachtet. Und nur wenig bis gar nicht unterstützt. Die mechanische Werkstätte, in der noch die alten Bohr und Drehwerke stehen, erzählt immer noch die lange entbehrungsreiche Geschichte dieser Unternehmung. Heute unterstützt von einem eingetragenen Verein und vielen guten Leuten. Begonnen hat das im Forum unseres VFV°s. Als das hintere Werkstatt Dach einzustürzen drohte, habe viele unserer Mitglieder und Nichtmitglieder (!) Ersatzteile oder Literatur meistbietend versteigert , und so kam mit Hilfe von unserer Familie Quenzel ein neues Dach aufs alte Gemäuer! Wir berichteten schon auf unserer Web Seite darüber. Am 26 und 27 April war es dann so weit! Stolz öffnete der gerührte Thomas v.d. Bey (der nebenbei bemerkt auch unser neuerVFV Archivar ist) die Pforten für alle Spender. Zahlreiche Besucher und auch die Presse kamen trotz widriger Wetterumstände und trugen so zum „Wiedererwachen“ der alten AWD Fabrik an der Kölner Straße bei!

Was wird werden?

Der AWD Freundes Club , der sich über weitere aktive oder inaktive Mitglieder (Jahresbeitrag 30 Euro) sehr freuen würde, wird hier einen Stammtisch und eine Anlaufstelle für den VFv einrichten.

Wir werden hier zusammen Sportveranstaltungen , Treffen und vieles mehr organisieren und immer weiter ein lebendiges AWD Werk für alle Interessierten schaffen. Da geht noch was…

Ihr Horst Nordmann