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Die Bauer Werke aus Klein-Auheim

ein Beitrag von Christopher Lapsit

Hintergrund:

Bei einer eBay-Auktion im vergangenen Jahr stieß ich auf einen Prospekt des ehemaligen Motorrad- und Fahrradherstellers „Bauer-Werke“ Klein-Auheim. Der Prospekt der Bauer B50 Sport begeisterte mich und ich wollte mehr über den Hersteller wissen – leider konnte mir auch im VFV Forum niemand die großen Fragezeichen zufriedenstellend beantworten.
Auf Grund dessen suchte ich im Internet und stieß über Umwege auf Jörg Schulisch und seine Moppedscheune. Nach den ersten E-Mails vereinbarten wir ein Treffen und ein Samstagnachmittag brachte mir die Marke Bauer, ihre Fahrräder und motorisierten Zweiräder sowie die Unternehmensgeschichte näher.

Jörg Schulisch hat sein Wissen über die Bauer-Werke Klein-Auheim bereits vollumfänglich niedergeschrieben und mir einen Einblick in seine Unterlagen und Sammlung gewährt – hierfür an dieser Stelle schon mal das erste große Dankeschön an Jörg und seine Zeit und Geduld!

Die Bauer Werke Klein-Auheim bis 1945

Gegründet im Jahr 1911 in Frankfurt-Heddernheim beginnt das Unternehmen mit der Produktion von Heizkörpern und Beleuchtungskörpern. Bereits 1914 zieht es die Gründer Ludwig und Josef Bauer zurück auf das elterliche Anwesen in Klein-Auheim – dort wird ein neues Fabrikgebäude errichtet und bezogen. In den Kriegsjahren übernimmt Josef Bauer auf Grund des Kriegsdienstes von Ludwig Bauer die Geschäftsführung, der Schwerpunkt des Unternehmens liegt ab sofort in der Herstellung elektrischer Höhensonnen.

Im Jahr 1918 gibt es zwei bedeutende Ereignisse im Unternehmen: Peter Bauer, der Bruder der beiden Gründer, übernimmt die Leitung der Werkzeugabteilung und die Firma beginnt mit dem Bau von Fahrradkarbidlampen. Dies bleibt, später in elektrischer Variante, ein Kerngeschäft des Unternehmens bis zur Schließung der Werke am 06. Dezember 1968.

Hiermit wird der erste Höhepunkt der Unternehmensgeschichte bereits 1919 erreicht, die Karbidlampe „Torpedo“ (siehe Abbildung 1) wird über eine Millionen Mal im In-und Ausland verkauft. Die finanzielle Bereicherung ermöglichte die Erweiterung des Firmengeländes in Klein-Auheim und im Jahr 1920 sogar einen Neubau des Fabrikgebäudes

In den folgenden Jahren beginnt bei Bauer die Produktion eigener Fahrräder und diverser Rahmen, dies stellte einen weiteren wichtigen Wirtschaftszweig in den folgenden Jahrzehnten für den Betrieb.
Bereits im ersten Jahr (1922) wurden täglich durchschnittlich 100 Fahrräder hergestellt. In den folgenden Jahren der 20er-Jahre wird der Schwerpunkt des Unternehmen auf die Fahrradproduktion gelegt, das Unternehmensgelände wird erweitert und die Belegschaft nimmt stetig zu. 1928 werden etwa 400 Rahmen und 300 Fahrräder in den Werken des Unternehmen Bauer gefertigt. 1929 – das Jahr der Weltwirtschaftskrise – wird auch zum ersten Krisenjahr des Unternehmens und führt zum Einbruch der Produktion und zum Stellenabbau.

Im Jahr 1932 ist die schlimmste Phase der Weltwirtschaftskrise überwunden und die Nachfrage nach materiellen Gütern nimmt zu. In Folge dessen können Kleinbetriebe wieder Personal einstellen und die Produktion erhöhen. Bauer konnte ebenfalls hiervon profitieren und bereits 1933 wieder stark gestiegene Umsätze verlauten lassen. Dies führt 1934 zu einer Produktion an der Kapazitätsgrenze – für Maschine und Mensch – und führt zu einer Belegschaft von fast 400 Personen.

Das Unternehmen Bauer 1945 – 1968

Unmittelbar nach Kriegsende wurden die verbliebenen Rohstoffe zur Herstellung von Kochtöpfen und Sieben genutzt, um das Bestehen des Unternehmens zu ermöglichen.

Hierdurch konnten sich die Bauer-Werke verhältnismäßig schnell finanziell stabilisieren und bereits 1948 die Produktion von Fahrradteilen wiederaufnehmen. Bereits 1949 erlebte die Produktion von eigenen motorisierten Zweirädern ihre Renaissance. Wie bereits in der Vorkriegszeit bezog Bauer hierbei die Motoren von den Herstellern Sachs und ILO. Auf Grund dessen hieß 1951 das Ziel, ein voll umfängliches Bauer Motorrad zu entwickeln. Hierfür sollte ein 4-Takt Motor in den Werken entwickelt und produziert werden. Die Auftragsvergabe erfolgte an die Firma Reichert.

Im Folgejahr gibt es gute Nachrichten aus dem Radrennsport: Heinz Müller erringt auf einem Bauer Rennrad die Straßenweltmeisterschaft.

Die beschriebene Historie des Unternehmen ist eine Kurzzusammenfassung und kann dementsprechend keine tiefgreifenden Details enthalten. Ich empfehle grundsätzlich die Facebook Seite von Jörg, hier erfährt man immer Kleinigkeiten über das Unternehmen Bauer und die produzierten Zweiräder. Ferner kann ich einen Besuch bei Jörg nur empfehlen und sich hier die Geschichte anhand der Modelle und historischen Dokumente tiefgehend erklären lassen – hier bleibt wesentlich mehr hängen. Um Jörg zu kontaktieren empfehle ich seine Webseite oder die folgende E-Mailadresse: joergschulisch@aol.com . Direkt zur Homepage von Jörg